Als Anfang der 1990er unsere Eltern kurz nacheinander verstarben, musste ich meine Heimat und gewohnte Umgebung verlassen. Mein Bruder Gerd und sein Mann Udo waren sich sofort einig, dass ich bei ihnen leben sollte. Das war allerdings gar nicht so einfach zu machen - viele waren der Ansicht, ein schwules Paar mit einem bisher nicht sehr konstanten Lebensstil könne nicht für mich sorgen.

Nach langen Kämpfen gelang es den beiden jedoch, die Behörden zu überzeugen und seitdem lebe ich mit ihnen zusammen in München. Wie unser gemeinsamer Alltag zwischen Frisörladen, Atelier, Behindertenwerkstatt und Filmdrehs aussieht, hat mein Bruder Gerd 2002 in einem Buch aufgeschrieben.


Bobby, Herr Bredi und Mister Herr Bendel. Die Geschichte meines Bruders ist im Piper Verlag erschienen (ISBN 3-492-04475-1).

Aus dem Klappentext:

Bobby Brederlow, 41, Schauspieler mit Down-Syndrom, wollte brühmt sein und ist es geworden. Er drehte mit Senta Berger, Friedrich von Thun und Veronica Ferres, bei ihm zuhause stehen der Bambi und die Goldene Kamera. Und die Hochglanzmagazine schreiben davon wie 'Bobby Mutmacher', der 'Star zum Umarmen' auf Filmpartys die Nächte durchtanzt und mit blonden Frauen flirtet.

Es gibt aber auch Bobby Brederlows anderes, viel weniger auffälliges Leben. Das Leben mit den geregelten Arbeitszeiten in der Weberei der Münchner Behindertenwerkstatt und das Leben zuhause im 'Männerhaushalt bei Herrn Bredi und Mister Herr Bendel', wie Bobby sagt. Denn seit dem Tod der Eltern sorgen Bruder Gerd Brederlow und dessen Lebensgefährte dafür, dass Bobbys Träume in Erfüllung gehen und er trotz allem auf dem Teppich bleibt.

In einem sehr persönlichen Buch erzählt Gerd Brederlow Bobbys oft harte, vor allem aber herzliche Lebensgeschichte. Ein beeindruckendes Beispiel dafür, was möglich ist, auch mit Down-Syndrom, und zugleich das Porträt einer außergewöhnlichen Familie.
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